...und plötzlich ist nichts mehr wie vorher..

02.11.14 20:53
...und plötzlich ist nichts mehr wie vorher..
Heike Pröger Praxis für Energie und Lebensfreude Stuttgart

Wir Menschen sind häufiger von Gewalt bedroht oder werden Gewalt ausgesetzt als wir annehmen, liebe Leserinnen und Leser meines Blogs.

Zeit für mich, auch dieses Thema hier etwas zu beleuchten.

Psychische und/oder physiche (körperliche) Gewalt an Frauen und an Männer. In der vergangenen Woche waren dies ua Themen die sehr emotional meinen Praxisalltag gestalteten.

Erst berichtete mir eine Frau von ihrem schrecklichen Erleben einer versuchten Vergewaltigung und ein paar Tage später schilderte mir ein Geschäftsmann wie er von seiner Partnerin psychisch misshandelt und geschlagen wird.

Beides komplett unterschiedliche Erlebnisse, und doch weisen sie Parallelen auf...

 

- beide sind Opfer von unvorhergesehenen Gewalteinwirkungen. Dabei meine ich nicht "nur" die körperliche sondern vorallem die seelische Gewalteinwirkung. Sie wurden gegen ihren Willen nicht nur physisch sondern auch psychisch verletzt und erniedrigt,

- beide sind beruflich erfolgreich, sind im Geschäftsleben gestandene Persönlichkeiten,

- beide waren zum Zeitpunkt des Geschehens vor Schreck wie erstarrt,

- beide plagen sich seitdem mit Angst, Selbstverurteilung, Schuldgefühlen und Scham,

- beide konnten bis jetzt die Tat nicht zur Anzeige bringen weil sie aus ihrer jeweiligen Sichtweise zu viel Angst vor den Konsequenzen haben,

- beide fanden endlich in einem vertrauten Gespräch den Mut über die Tat zu sprechen.

Dies war wohl der schwierigste aber auch der entscheidenste erste Schritt.

 

Opfer von Gewalteinwirkungen fühlen sich meist hilflos-machtlos den jeweiligen Situationen ausgeliefert. Das innere Entsetzen darüber, dass eine andere Person ihnen Schaden zufügt oder gar auch die Angst und Panik darüber in diesem Moment das Leben zu verlieren, kann lähmend sein.

Psychische Folgen von Gewalt sind unter anderem:

  • Angst, Sorge um die Situation,
  • Gefühle des Ekels, der Verwundbarkeit, des Verlustes,
  • Verlust der Selbstachtung,
  • verringertes Selbstwertgefühl,
  • Verzweiflung, das Gefühl von Ohnmacht,
  • Stresssymptome, psychosomatische Symptome wie das Gefühl zu ersticken, Übelkeit, Unruhe, Zittern, Schweißausbrüche...
  • Depressionen
  • soziale und familiäre Isolierung,
  • Schlafstörungen,
  • Nervosität, Konzentrationsschwäche,
  • ständige Anspannung und Gereiztheit,
  • zwanghafte Verhaltensweisen.

 

Gewalt zu erleben oder erlebt zu haben, hinterlässt tiefe seelische Narben. Viele Opfer von Gewalttaten fühlen sich schuldig für das, was ihnen angetahn wurde und schämen sich dafür. Satzanfänge wie: "hätte ich doch bloß nicht...", "wäre ich doch nur...", sind ganz typisch und falsch!

Denn das Opfer ist nicht schuldig!!! 

 

Man kann die Reaktionen auf Gewalt in 3 Phasen einteilen:

Schockreaktion

In der Regel tritt zunächst ein schockartiger Zustand auf, indem Betroffene sehr aufgeregt, verwirrt, traurig sind. Dieser Zustand geht nach ein paar Stunden oder Tagen zurück.

Einwirkungsphase

Diese kann einige Wochen dauern. Betroffene versuchen, mit den Gewalterfahrungen fertig zu werden, in ein normales Leben zurück zu finden. Diese Zeit steht immer noch sehr stark unter dem Eindruck des Ereignisses. Besonders in der Schock- und Einwirkungsphase erleben sich Gewaltopfer als noch sehr verändert.

Erholungsphase

Wichtig ist sich Zeit zu lassen und sich nicht zu drängen mit allem schnell "fertig werden" zu müssen. In der Erholungsphase kann es dann langsam gelingen, in ein normales Leben zurückzukeheren und das Trauma zu verarbeiten.

 

Weshalb habe ich heute so detailiert geschrieben liebe Leserinnen und Leser?

Weil ich Ihnen von ganzem Herzen ein gewaltfreies Leben wünsche und offene Augen für Ihr persönliches Umfeld. Vielleicht bemerken Sie, dass es Nachbarn, Freunden oder Familienangehörigen gerade nicht so gut geht oder diese sich plötzlich irgendwie verändert haben... scheuen Sie sich dann nicht davor ein vertrauliches Gespräch zu eröffen und haben Sie ein offenes Ohr. 

 

In unserem Grundgesetz Artikel 1 heißt es:

"Die Würde des Menschen ist unantastbar.."

Auch wenn es dieses Gesetz nicht gäbe, müsste das in uns Menschen eine Grundlebenseinstellung sein. 

 

Herzlichst Ihre Heike Pröger

Praxis für Energie und Lebensfreude Stuttgart

Tags: Gewalt, Opfer
Kommentare sind für diesen Beitrag deaktiviert