Grenzen ziehen, Nein sagen, eigene Ansprüche zum Ausdruck bringen...
Ein selbstverständliches Durchsetzungsvermögen, liebe Leserinnen und Leser meines Blogs, ist doch für jeden von uns wichtig und hat rein gar nichts mit Machtansprüchen zu tun, sondern vielmehr mit der eigenen Achtsamkeit und Wertschätzung...
Freundlich, verständnisvoll, höflich, hilfsbereit, ausgleichend, geduldig und tolerant...
Diese Eigenschaften machen uns sympathisch..Aber: Wer es nicht wagt, seine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, gewährt anderen zu viel Einfluss auf sein eigenes Leben. Der seelischen Gesundheit tut dies nicht gut und führt in Extremfällen zu Depressionen, Burn-out und anderen psychischen Erkrankungen.
Ich finde, entscheidend für ein gutes und gesundes Durchsetzungsvermögen sind auch die Erfahrungen, die jeder von uns als Kind mit den Menschen gemacht, hat die uns in den ersten Lebensjahren versorgt haben.
Haben wir gefühlt, dass unsere Bedürfnisse wahr- und ernst genommen werden, haben wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ein gesundes Selbstbewusstsein und somit eine Basis für eine klare Kommunikation entwickeln können.
Menschen, die sich lieber anpassen, statt sich auch durchzusetzen, haben eine enorme Bedürftigkeit nach Ruhe, Frieden, Harmonie und nach dem Gemocht-werden..
Die viel zitierte "Dicke Luft" empfinden sie als extrem bedrohlich. In einer solchen Atmosphäre fühlen sie sich sogar so miserabel, dass sie alles tun, um die Situation wieder ins rechte Lot zu bringen. Viel zu oft geht dabei völlig unter was sie selber wollen. Hinter diesen Denk-und Verhaltensmustern versteckt sich eine große Angst.
Viele Menschen nehmen aus ihrer Kindheit folgende Glaubensmuster mit: "Wenn du dich so verhältst-dann muss ich bitterlich weinen..ich habe dich nicht mehr lieb, ich gehe fort und komme nie mehr wieder.."
Aus diesen, oder ähnlich lautenden Sätzen, entsteht ein Gefühl der extremen Bedrohung und die Angst verlassen zu werden...
Und weil früheste Kindheitserfahrungen auf Ebenen im Bewusstsein gespeichert werden - die später dann nicht so ohne weiteres zugänglich sind - tragen nicht wenige Menschen diese Verhaltensmuster bis ins Erwachsenenleben hinein. Da sie sich ihrer belastenden Denkmuster nicht bewusst sind, werden sie diese auch nicht hinterfragen. Sie bleiben emotional auf das Wohlwollen anderer und auf einer angeblichen harmonischen Atmosphäre so stark fokussiert, dass sie ihre eigenen Wünsche und Interessen fast nie wahrnehmen können.
Wer es gewohnt ist, seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen keinen Raum zu geben, setzt eine Negativspirale in Gang.
Wie kann man denn im Alltag lernen, heiklen Situationen oder Konflikten nicht mehr aus dem Weg zu gehen?
Mein Tipp: Beginnen Sie mit kleinen Schritten und machen Sie dabei die Erfahrung, dass nichts Schlimmes geschieht. Es gibt so viele und unterschiedliche Übungsmöglichkeiten...z.B. bitten Sie den Taxifahrer das Fenster zu öffnen oder zu schließen..oder den kürzesten Fahrtweg zu nehmen...geben Sie einem unfreundlichen Kellner kein Trinkgeld und sagen Sie dies auch beim bezahlen...u.s.w...
Es geht also um klitzekleine Veränderungen im Verhalten, die helfen, ungünstige Verhaltensmuster abzubauen.
Sich durchsetzen zu können heißt ja nicht, immer Nein zu sagen oder mit dem Kopf durch die berühmte Wand zu laufen.
Am Anfang ist es wichtig, für sich folgende Fragen zu beantworten:
Was will ICH? Was stört MICH? Was brauche ICH?
Erst dann schaffe ich es auch, meine Bedürfnisse konsequent anzubringen.
Wie schafft man es, sich durchzusetzen ohne hinterher Schuldgefühle zu bekommen?
Schuldgefühle, in diesem Zusammenhang bedeuten ja nicht, dass man plötzlich ein schlechter Mensch ist. Diese sind lediglich Ausdruck des inneren Konfliktes zwischem gelerntem und dem natürlichen Verhalten.
Wir lernen schon sehr früh, dass Egoismus etwas sehr schlechtes ist. Wenn wir also zuerst an die anderen denken, entsprechen wir unserem inneren Bild von einem guten Menschen....leider wird oft vergessen zu vermitteln, was positiver Egoismus bedeutet und wie wertvoll dieser ist.
Von Natur aus ist der Mensch so eingestellt, dass ihm die eigenen Bedürfnisse näher sind. Mit der Zeit werden diese Schuldgefühle auch weniger. Vorallem wenn man die Erfahrung macht, dass die Welt nicht unter geht...obwohl man Grenzen setzt oder die eigenen Wünsche zum Ausdruck bringt.
Ganz im Gegenteil, viele Menschen schätzen eine Klarheit und Offenheit und bringen plötzlich viel mehr Respekt entgegen als zuvor :-)
Treffen Sie also eine klare Entscheidung! Will ich es anderen recht machen? Dann fühle ich mich als netter Mensch, den die anderen mögen...Der Preis dafür ist, dass ich meine Ziele aufschieben muss, dass ich mich überlastet oder gar ausgenutzt fühle.
Grundsätzlich ist es doch mein gutes Recht, eigene Wünsche zu verfolgen. Andere tun dies ja auch und ich gewinne keine Wertschätzung wenn ich immer nachgebe und funktioniere...
Setzen Sie mit einem behutsamen, stufenweisen Selbstsicherheits-Training eine Positivspirale in Bewegung!
Dazu hier ein kleiner Auschnitt von dem was ich meinen Klienten vermittel:
-Lernen Sie Nein zu sagen!
Wer auf sich und seine Bedürfnisse achtet, kommt ums gelegentliche Neinsagen nicht herum. Üben Sie wenn Sie in einer guten Tagesform sind...
Z.B beim Frisör "Nein, das gefällt mir so nicht!" oder zu einem Kollegen "Nein, ich kann Ihnen das nicht abnehmen!" Eine Steigerung wäre, die ungelegene Einladung von Freunden oder Verwandten mit freundlichen aber dennoch bestimmten Worten abzulehnen: "Nein, am Sonntag wollen wir für uns sein!"
Ganz wichtig, geben Sie keine langwierigen Erklärungen ab für Ihr Nein. Das wirkt nicht nur unsicher, das macht Sie auch unsicher...
-Achten Sie auf Ihr Äußeres!
Es hört sich vielleicht etwas banal an, ist jedoch extrem wichtig: Wer sich mit seiner Haut, seinen Haaren und seiner Kleidung wohlfühlt, hat ein sicheres Auftreten.
-Abstand zu sogenannten "Scheinriesen"
Manche Leute haben eine so überhebliche und selbstgefällige Art, dass sich andere binnen Minuten klein fühlen...Meiden Sie möglichst die Nähe zu solchen Scheinriesen..Geht das nicht, kann eine innere Distanzierung helfen: "Ich habe es gar nicht nötig, derart großspurig aufzutreten..."
-Halten Sie Blickkontakt (auch aus:-)
Wer den Blickkontakt zu anderen Menschen aufbauen und auch halten kann, wirkt selbstsicherer und gefestigt:-)
-Achten Sie auf Ihre Körperhaltung und auf Ihre Atmung...
Geben Sie Ihrem Atem den nötigen Raum. Stehen Sie aufrecht in Ihrer Körperhaltung. Dadurch kann der Atem freier und ruhiger fließen...
-Stoppen Sie negative Gedanken...
Das Gefühl, keine eigenen Ansprüche stellen zu dürfen, kann man immer wieder mit: "Das kann ja nur mir passieren..." oder "Natürlich habe ich es wieder nicht geschafft..." verstärken.
Wollen Sie das?
Lassen Sie diese negativen Gedanken nicht zu! Sagen Sie laut "STOP" und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf angenehme Erinnerungen die Ihnen Kraft geben :-)
-Lächeln Sie...
Ein Lächeln hat positive Auswirkung auf unser Gerhirn :-) und auf unseren Körper. Falls ein spontanes Lächeln nicht gelingt, üben Sie zuhause...nehmen Sie dazu einen Bleistift zwischen Ihre Zähne und halten Sie diesen ca 30 Sekunden fest, ohne dass er dabei Ihre Lippen oder Ihre Zunge berührt.
Möglicherweise wirkt das seltsam auf Sie, die positive Wirkung auf Ihre Stimmung ist jedoch nachgewiesen. Der Augenringmuskel meldet dem Gehirn gute Laune. Mit dieser als - facial feedback - bezeichneten Methode werden sofort die Energien und das Selbstbewusstsein aktiviert :-)
-Selbstsichere Formulierung in der Wortwahl...
Ihre Ausdruckweise offenbart sofort, ob man Sie schnell "klein" kriegen kann oder ob Sie sich abgrenzen können...
Formulierungen wie: "Ich möchte an und für sich..." offenbaren Unsicherheit.
Weg mit dem Konjunktiv und schwammigen Ausdrucksformen! Ohne Umschweife sagen was man möchte, erfordert etwas Übung, ist jedoch extrem wirkungsvoll...:-)
-Sprechen Sie immer klar und deutlich...
Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl sprechen oft sehr leise und undeutlich. Und wenn jemand dann auch noch genervt nachfragt, werden sie noch unsicherer... Üben Sie im Gespräch mit vertrauten Personen sich deutlich zu artikulieren...:-)
-Loben Sie sich! Schenken Sie sich selbst Anerkennung!
Wenn eine Situation besonders gut gelungen ist, sagen Sie zu sich (falls Sie alleine sind auch ruhig laut:) Das hast du gut gemacht!
Liebe Leserinnen und Leser meines Blogs, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen ein selbstsicheres Leben.
Gerne stehe ich Ihnen, auf dem Weg dahin, zur Seite:-)
herzlichst, Ihre Heike Pröger
Praxis für Energie und Lebensfreude Stuttgart