Die Chance auf eine ehrliche Liebe

06.04.15 01:18
Die Chance auf eine ehrliche Liebe
Heike Pröger Praxis für Energie und Lebensfreude Stuttgart

Liebe Leserinnen und Leser meines Blogs, ein Teil meiner Arbeit als psychologische Beraterin besteht darin, Paaren bei Unstimmigkeiten oder Konflikten hilfreich zur Seite zu stehen. Gemeinsam erarbeiten wir dann individuelle Lösungswege um die vielseitigen Themen zu bearbeiten.

Dabei gilt es heraus zu finden, wo die Gründe für die Krise liegen und wo gibt es Ansatzpunkte oder sogar Erfolgsfaktoren die für ein Fortbestehen der Partnerschaft sprechen.

 

Erfahrungsgemäß kristallisieren sich meistens 3 Hauptkriterien heraus die zu einer Krise führen.

Kommunikationsprobleme, Außenbeziehungen und sexuelle Abstinenz. Nach meinem Gefühl fließt dabei eins ins andere..nicht mehr gemeinsam kommunizieren bedeutet nicht selten Desinteresse, gefolgt von sexueller Frustration und man ist offen für Außenbeziehungen. Die Reihenfolge ist dabei variabel.

Jeden Monat werden tausende Partnerschaften beendet und viele der bestehenden Beziehungen sind nicht wirklich erfüllt von gegenseitiger Achtung, Respekt, Geborgenheit, Freude, Lust, Ehrlichkeit, Treue und Liebe. 

 

Jeder von uns kann sich doch sicherlich an die ersten Monate des Kennenlernens erinnern. Oder? 

In dieser Hochphase fühlen wir uns doch großartig, glücklich..schon allein dadurch, dass wir an den anderen denken, mit ihm zusammen sind und spüren, dass wir für jemanden extrem anziehend und wichtig sind.

Und genau in dieser Zeit kann es sehr leicht passieren, dass wir unser Glücklich-Sein mehr und mehr von dem anderen abhängig machen. Wir übertragen sozusagen die Verantwortung für unser Glück auf den anderen.

"Du machst mich so glücklich!" Wer hat diesen Satz nicht schon einmal zu seinem Partner gesagt?

Und irgendwann kommt dann der Zeitpunkt wo wir beginnen Dinge wahr zu nehmen die uns am anderen nicht gefallen, die Seiten die von der berühmten rosaroten Brille verdeckt waren.

So, wie der andere in der Verliebtheitsphase unsere Schockoladenseite gespiegelt hat, spiegelt er uns jetzt nach und nach auch unsere Schattenseiten. Aus dem ursprünglichen "Du machst mich so glücklich" wird ganz schnell der Satz "Du solltest mich glücklich machen!"

Mit solchen oder ähnlichen Erwartungshaltungen wird jede Beziehung mehr und mehr zum Kampf, zum Krampf und die ursprüngliche Leichtigkeit ist pfutsch.

 

Kann denn aus Verliebtheit wirklich Liebe werden? Geht das? 

 

Ich persönlich behaupte: ja.

Das Glücksgefühl darf wachsen wenn wir ihm den Raum dafür geben.

Dafür bedarf es, dass wir bewusst und achtsam mit unserem Partner umgehen, ihn nicht als etwas Selbstverständliches betrachten sondern ihn so annehmen und wahrnehmen wie wir selbst es auch für uns beanspruchen.

Wenn wir lernen unsere Perspektive zu wechseln, unseren Horizont erweitern und neue Entscheidungen für uns treffen, können wir in einer Beziehung wachsen.

Eine, wie ich finde, ganz wichtige Erkenntnis für das dauerhafte Gelingen einer Partnerschaft ist: Niemand schuldet mir etwas!

Aus welchem Grund sollte denn jemand anderes dafür Verantwortung tragen, dass es mir gut geht?

Unser Glücklich-Sein hängt einzig und allein von unserem eigenen Denken und Beurteilen der Dinge und Geschehnisse um uns herum ab. Jede andere Sichtweise lässt uns automatisch in eine Opferrolle schlüpfen. 

Wenn wir lernen all das, was der andere uns gibt, immer wieder als Einzigartigkeit als ein Geschenk zu betrachten, so wird uns das Gefühl der Dankbarkeit sehr viele und innige Glücksmomente bescheren:-)

 

Und was ist, wenn immer nur einer gibt..das ist doch nicht gerade das was glücklich macht, oder?

 

Diese Frage sehe ich als Gedanke des alten Tauschgeschäftes "Geben und Nehmen" welches eine Liebe zur gegenseitigen Bedürfnis-Befriedigungs-Gemeinschaft degradiert.

Nichts von dem was wir sagen oder tun bleibt ohne Auswirkung! Sende ich Energie von Erwartung an den anderen, so wird er sich zwangsläufig bedrängt fühlen.

Druck erzeugt nun mal Gegendruck.

Wenn ich mich dagegen frei mache von allen Erwartungen und aus meinem Herzen aus meinem tiefsten Gefühl heraus gebe, was ich zu geben bereit bin, ohne etwas dafür zu erwarten, so kann und wird sich der Partner frei beschenkt fühlen und geben was er zu geben vermag. Das muss keineswegs 1:1 ausgeglichen sein.

 

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie Sie denn mit den Macken und Eigenarten Ihres Partners umgehen können und ob man sich in einer Beziehung nicht auch anpassen muss...

 

Genau diese sehe ich als Chance, als Geschenk, welches wir für uns in der Beziehung finden können.

Das, was uns am anderen stört, was uns nervt und auf die Palme bringt, sind nämlich die Dinge und Eigenschaften, mit denen wir selbst im Konflikt stehen.

Alles das was wir in uns ablehnen und kritisieren, was wir uns selbst verbieten und nicht zugestehen wollen, können wir beim anderen auch nur schlecht ertragen. Viele fangen dann an, folgendes zu ihrem ersten Hobby zu erklären: Den/Die schnitze ich mir schon zurecht! Wir beginnen dann den anderen zu bevormunden und verändern zu wollen.

Die Botschaft die wir damit dem anderen senden ist: Du bist nicht gut, so wie du bist! 

 

Wenn wir uns aber bewusst sind, dass das, was mich nervt, in erster Linie mein eigenes Problem ist, können wir uns dieses Thema bei uns selbst betrachten.

Die Schlüsselfragen dazu könnten lauten: Bin ich auch manchmal so? Falls ja: in wie weit bin ich mir selbst gegenüber so und in wie weit manchmal anderen gegenüber?

Falls nein: Kann es sein, dass ich mir nicht zugestehe, so oder so zu sein weil ich den Glaubenssatz habe: So darf man nicht sein?

 

Wenn ich diese Eigenschaften auf solche Weise auch in mir entdecke, darf ich anfangen, dies in mir anzunehmen und zu integrieren. Wenn ich dies erfolgreich tue, bin ich mit dieser "Macke" in Frieden und kann sie auch ehrlich meinem Partner zugestehen.

 

Dies hört sich alles nach viel Arbeit an liebe Leserinnen und Leser meines Blogs. Es ist eine neue Art mit diesem Thema umzugehen.

Und ja, es ist harte Arbeit.

Harte Arbeit an sich selbst. Jedoch mit Sicherheit nicht schwieriger, als der hoffnungslose und zu recht zum Scheitern verurteilte Versuch, den anderen auf Dauer verändern zu wollen und dann auch noch zu erwarten, dass die Beziehung glücklich ist. Dieser Ansatz des Umdenkens ist einfach nur neu und ungewohnt.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie liebe Leserinnen und Leser Beziehungen mit gegenseitiger Achtung und Respekt führen. Das Sie sich Ihres Geschenkes bewusst sind:-) Wir haben jederzeit und in jedem Alter die Möglichkeit, neue Wahrheiten für uns zu entdecken, neue Dinge und Sichtweisen zu lernen. Das ist Entwicklung und das ist Mensch-Sein

 

Herzlichst Ihre Heike Pröger

Praxis für Energie und Lebensfreude Stuttgart

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